Wie sehen Hunde? Die Welt mit Hundeaugen sehen
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Für unsere Haushunde ist optische Wahrnehmung – wenn überhaupt – nur zweitrangig. Ihre Sehfähigkeiten stammen nämlich noch aus der Zeit, als Hunde vor allem Jäger und „Wölfe“ waren. Für einen erfolgreichen Beutezug mussten sie gut in der Dämmerung sehen können und vor allem Bewegungen rasch erkennen. Farben in allen Details sehen hingegen war nie besonders wichtig oder vorteilhaft.
Inhalt: Wie sehen Hunde? Die Welt mit Hundeaugen sehen
- Wie ist das Hundeauge aufgebaut?
- Hunde sehen im Dunkeln besser
- Welche Farben sehen Hunde?
- Beweg dich – damit dein Hund dich sieht
- Mehr Überblick – das Sichtfeld von Hunden
- Fazit
Wie ist das Hundeauge aufgebaut?
Wenn man sich den Aufbau des Hundeauges genauer anschaut, gleicht dieser tatsächlich zunächst mal dem des Menschen. Umfasst wird das Auge von dem oberen und unteren Augenlid sowie der Nickhaut, die im unteren Augenlid liegt.
Die Nickhaut ist bei uns auch noch vorhanden, allerdings nur noch als kleiner Bindegewebsrest, den du beim Blick in den Spiegel im innenliegenden Augenwinkel erkennen kannst.
Umgeben wird das Hunde-Sehorgan von der weißen Lederhaut, die an der Vorderseite in die transparente Hornhaut übergeht. Dahinter liegt die Regenbogenhaut (auch Iris genannt) mit der Pupille. Die Netzhaut enthält die für Licht empfindlichen Sehzellen. Etwas höher liegt der Gelbe Fleck, die Stelle des schärfsten Sehens, auch unseres Hundes.
Die Unterschiede zum menschlichen Auge betreffen vor allem den Augenhintergrund. In der Netzhaut sitzen neben einem sehr feinen Geflecht aus Nervengewebe auch zwei verschiedene Arten von Lichtempfängern: Zapfen und Stäbchen.
Während die Stäbchen auf der Netzhaut für die Lichtempfindlichkeit und Hell-Dunkel-Eindrücke zuständig sind, sorgen die Zapfen für die Erkennung der Farben und das Scharfsehen. Hunde haben viel mehr Stäbchen im Vergleich zu uns.
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Hunde sehen im Dunkeln besser
Da es beim Hund sehr viel mehr lichtempfindliche Stäbchen im Auge gibt, sehen Hunde in der Dämmerung und im Dunkeln klarer und besser im Vergleich zu uns Menschen. Sie benötigen einfach weniger Licht, um gut zu sehen.
Mit Hilfe des sogenannten Tapetum lucidum, einer besonderen, reflektierenden Schicht, die sich im Bereich der Netzhaut befindet, wird das einfallende Licht außerdem noch verstärkt. Das sorgt übrigens auch für die typische Reflexion der Augen nachtaktiver Tiere, wenn diese im Dunkeln angeleuchtet werden.
Das hast du beim nächtlichen Autofahren sicher auch schon erlebt! Hunde sehen also bei Tag und bei Nacht eigentlich gleich gut. Allerdings gibt es Hunde, bei denen diese Schicht vermindert ist oder teilweise komplett fehlt.
Es ist zu vermuten, dass diese Hunde – z. B. Australian Shepherds oder Catahoulas – im Dunkeln weniger gut zurechtkommen als Artgenossen ohne diesen Gendefekt.
Welche Farben sehen Hunde?
Hunde besitzen allerdings nur zwei verschiedene Zapfenarten. Diese sind für das Sehen von Blau-Violett und Gelb verantwortlich. Hunde können die Farbe Rot und auch die Farbe Grün nicht so wahrnehmen wie wir Menschen.
Sie sind, wenn man so will, rotgrünblind: Rot sieht für sie wie gelb aus, grün sehen sie gar nicht und Purpur erscheint einfach nur grau. Wenn du mit deinem Hund im Garten spielst, musst du bedenken, dass sich ein rotes Spielzeug auf grüner Wiese also nur für uns Menschen deutlich sichtbar abhebt. Hunde können aber Objekte und Gegenstände gut sehen und voneinander unterscheiden, die blau oder violett sind.
Ein blaues Bällchen beim Spiel wird also viel besser gesehen! Auch ein Blindenführhund kann nicht lediglich anhand der Farben die Signale einer Verkehrsampel richtig interpretieren. Er nutzt dazu wohl andere Orientierungshilfen wie die Position oder die unterschiedliche Helligkeit der Signale.
Allerdings können Hunde verschiedene Grautöne wesentlich besser differenzieren als der Mensch. Insgesamt sieht dein Hund die Welt weniger bunt als du.
Beweg dich – damit dein Hund dich sieht
Hunde sind von Natur aus darauf ausgelegt, Objekte nach Wichtigkeit zu sortieren. Fellnasen sind etwas kurzsichtig und können Objekte, die sich nicht bewegen, weniger gut erfassen.
Das Auge des Hundes ist darauf ausgerichtet, den Horizont nach Bewegung zu scannen. Sobald ein Objekt sich bewegt, können sie es daher auch aus der Entfernung sehr gut sehen, d.h. sobald ein Beutetier flüchtet.
So lässt sich auch erklären, dass Wildtiere beim Anblick von Hunden oder Wölfen meistens wie angewurzelt stehenbleiben. Denn das ist ihre allerbeste Chance, nicht gesehen zu werden. Man kann so weit gehen, dass Hunde still Stehendes fast gar nicht erkennen. Ein sich bewegender Hundehalter ist dem Hund somit eine große Hilfe.
Wie Hunde Bewegung wahrnehmen, wird auch beeinflusst durch ihre individuelle Schädelform.
Das Sehsystem ist bei kurzköpfigen Hunderassen im Vergleich zu Hunden mit langer, schmaler Schnauze verändert: Die Zone des schärfsten Sehens zieht sich nicht über die gesamte Netzhaut, sondern konzentriert sich wie beim Menschen auf den sogenannten gelben Fleck.
Kurzköpfige Hunderassen wie der Mops können Bewegungen, die in kurzer Distanz direkt vor ihrem Auge passieren, schärfer sehen und besser fixieren als Hunde mit langen Köpfen. Bewegungen, die im Augenwinkel des kurzschnäuzigen Hundes bzw. am Rand seines Sehfeldes geschehen, sind für ihn allerdings nur eingeschränkt sichtbar.
Im Gegensatz dazu verfügen Windhunde wie der Greyhound, Azawakh oder dem Barsoi über ein breiteres Sichtfeld, das ihnen ermöglicht, sich schnell bewegende Objekte auch aus größerer Entfernung zu erkennen und zu verfolgen. Diese Fähigkeit macht sie zu ausgezeichneten Jägern, da sie kaum ihren Kopf drehen müssen, um ihre Beute im Auge zu behalten.
Mehr Überblick – das Sichtfeld von Hunden
Ähnlich wie beim gelben Fleck hängt der Bereich, den ein Hund sehen kann, von seiner Schädelform ab und auch von der Position seiner Augen.
Das Sichtfeld von Hunden ist groß, es kann sich bis zu 240 Grad erstrecken, das Gesichtsfeld von Menschen beträgt maximal 180 Grad. So kann der Hund ein großes Gelände leichter nach Beute absuchen.
Dadurch ist allerdings die räumliche Wahrnehmung nicht so gut wie beim Menschen. Je länger der Kopf und seitlicher die Augen, desto größer ist das Sichtfeld.
Dabei büßt er aber das räumliche Sehen ein. Bei runden Köpfen und kurzen Nasen ist das Sichtfeld deutlich kleiner.
Fazit
Zusammenfassend ist, verglichen mit dem menschlichen Sehen, das Sehvermögen des Hundes eingeschränkt, was Tiefenschärfe, Farbsehen, Akkommodation (die Einstellung des Auges auf eine Entfernung) und Sehschärfe angeht.
Qualitäten wie das Sehen bei schlechten Lichtverhältnissen, das Wahrnehmen von Bewegung, die Ausdehnung des Sehfeldes und das Differenzieren von Grautönen sind beim Hund wesentlich besser ausgeprägt.
Auch im Alltag oder im Spiel mit dem Hund nutzt es dir enorm, die Welt immer mal wieder mit Hundeaugen zu betrachten. Wenn du deinem Hund einen Gefallen tun willst, entscheidet euch für blaues Spielzeug, das kann er am besten sehen und auch auf einer Wiese noch gut visuell unterscheiden.
Rot markierte Kontaktzonen oder einen roten Tunnel beim Agility erkennt der Hund vielleicht erst, wenn er direkt davorsteht. Und falls dein Vierbeiner dich nicht sofort bemerkt, hast du dich vielleicht einfach noch nicht bewegt.
Wenn du manchmal nicht verstehst, wie dein Hund reagiert und was er wahrnimmt, wechsele die Perspektive und nimm einfach mal seinen Blickwinkel ein!